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AutorenbildDirk Segl

Sony 600/4 (Verkauft wegen KI ?)



Neue Wege in der Naturfotografie !

Reichen nun Zoom-Objektive im Bereich von 100 - 600mm aus ?

Was kann die neue Softwaregeneration ?

Sind Festbrennweiten bald Out ?


Intro:


Ich fange zuerst mit einem Zitat von Benny Rebel an:


In seinem Blog "Fotoausrüstungsratgeber für Fotosafaris und Fotoreisen" schrieb er folgendes :


"Große Festbrennweiten auf Fotoreisen sind oft nur zum Angeben gekauft !"


Natürlich glaube ich nicht, daß er damit provozieren will, aber auch er, dessen Fotoband für 30.000 Euro mal wieder ausverkauft ist, verwendet in diesem Brennweitenbereich ausschließlich Zoomobjektive bis 600mm. Und dieses Fotoband ist wirklich auch für Pixelpiper mit dem nötigen Kleingeld wohl nicht uninteressant.


Wir erleben doch folgendes:


- die "Systeme" (Kamera/Zoom/Festbrennweiten) nähern sich in der Auflösung immer mehr an

- die Sensoren rauschen immer weniger und lösen immer besser auf

- das leichte MFT-System wird immer beliebter und ich sehe diese Systeme im Feld immer öfter

- alle wollen Kompaktheit und weniger Gewicht, sei es bei Stativen, Objektiven oder sonstigem Zubehör. Nicht umsonst werben Hersteller bei den Top-Objektiven mit jedem eingesparten Gramm an Gewicht

- die Software für die Nachbearbeitung wir nicht nur immer besser, diese macht zum Teil Quantensprünge

- Fotos und ihre RAW-Daten werden immer nachbearbeitet, sei es intern (jpg oder Heif), mit KI (CIZ) oder wie bei allen Handys bereits anzutreffen in noch größerem Umfang mit Filtern für Freistellung, Polarisation oder internen ND-Filtern (auch bereits in aktuellen MFT-Kameras).


Jetzt stellte sich mir persönlich die Frage:


Welchen Weg schlage ich ein, damit ich maximale Freude und maximale Resultate mit den heutigen Mitteln, die mit der Markt bietet, erzielen kann ?


Woran scheiterte es bisher bei der maximalen Freude ?:


1.) Für mich war der limitierende Faktor immer der nutzbare Bildwinkel.

Was bringt mir maximale Brennweite (600mm, 800mm, 840mm, 900mm an Crop, 1200mm/8 (Canon Festbrennweite)), wenn mich der dadurch resultierende Bildwinkel behindert.

- ich finde das Objekt nicht rechtzeitig im Sucher

- die Winkelgeschwindigkeit ist so hoch, daß ich es verliere und nicht sauber nachverfolgen kann

- ich verpasse das Top Resultat, wenn das Objekt sich mir nähert oder am Rand z.B. ein zweiter Eisvogel erscheint, zur Übergabe des Brautgeschenks (Szene verpasst -> Frust groß !!).

- ich kann im Nachhinein keinen sauberen Bildschnitt in der Nachbearbeitung mehr finden


2.) Ich orientierte mich zu sehr an Fotografen und deren Ausrüstung, die ihr Handwerk wirklich verstehen und erst durch das studieren ihrer Arbeit, weiß ich, daß auch sie mit "Weniger" auf einem LEVEL arbeiten könnten, an das man als ambitionierter Hobbyist fast nicht rankommt, weil diese Fotografen Parameter in ihrer Arbeit mit einbeziehen, die sich erst über teilweise Jahrzehnte entwickelt haben.

Das nennt sich dann einfach Erfahrung.


Somit begrenze ich nun den Bildwinkel auf immer für mich beherrschbare 500-600mm und sammele Erfahrungen in dem Bereich der Bildnachbearbeitung.


Auch ich habe mir damals die 600er Festbrennweite nicht zum Angeben gekauft, sondern um die Bildqualität zu steigern und durch den tollen Autofokus keine relevante Szene mehr zu verpassen.


Auch wenn ich immer versucht habe dem Optimum Stückchen für Stückchen näher zu kommen, kam nun der große Break und die Festbrennweite hatte keine Daseinsberechtigung mehr.


Warum das so ist werdet ihr nun im Folgenden erfahren.


Dieser Blog ist wie folgt gegliedert :


- Welche Kombinationen habe ich verwendet und warum ?

- Welche Kombination verwende ich jetzt ?

- Was verstehe ich unter Bildbearbeitung und KI

- Vergleiche zwischen Highend von früher zum aktuellen System

- Auflösungsvergleiche 600/4 zu 100-400GM (der Wendepunkt !)

- Fazit



Welche Kombinationen habe ich verwendet:


Bei mir ging es auch, wie bestimmt bei vielen ambitionierten Fotografen, Auf und Ab mit der Ausrüstung, bis ich das Optimale für mich fand:


Und es gab auch massive Fehlentscheidungen:


- A57 mit Tamron 150-600G2 :

Die ISO Performance dieser Einsteigerkamera mit APS-C Sensor und der AF waren, verglichen mit heutigen Kameras, doch eher begrenzt. Somit wollte ich mit der neuen E-Mount Generation genau dort ansetzen und stieg auf Kleinbild um.


- A7R3 mit Tamron 150-600G2:

Der Sensor war einfach wunderbar. ISO 5000 so angenehm wie ISO 800 bei der "Kleinen" und ein wunderbares Bedienkonzept. Doch dann kam, wie in dem 100-400er Blog beschrieben das besagte Zoom. ISO war also Klasse aber ich wollte noch mehr Schärfe und Kompaktheit.


- A7R3 mit Sony 100-400 und 1,4er TC:

Kompaktheit war nun da. Schärfe auch aber leider hatte Sony nun die A7RIV entwickelt.

Da wollte ich dann mit der A7RIV noch mehr Auflösung, noch besseren AF und noch besseres Bedienkonzept.


- A7RIV mit Sony 100-400 und 1,4er TC:

Ich dachte nun ist es Optimal aber da kam dann das 200-600er und ich versprach mir noch mehr Brennweite: 840mm/f9 -> Lecker !!.


- A7RIV mit 200-600:

Hier kam ich nun doch schon ein bisschen ins Zweifeln. 840mm und f9 waren schon ein bisschen lichtschwach zu der Zeit, der AF war nicht so ganz auf der Höhe und es war schon ein bisschen Kopflastig das Ganze. Dazu die nicht ganz so tolle Verarbeitungsqualität, wie von Sony bisher gewohnt.

Also gab es nur noch einen Weg !!

Das 600/4 GM muß her !!


- A7RIV mit 600/4:

Das war schon Klasse und eine meiner besten Kombinationen, aber es ärgerte mich schon etwas die Größe. Dann kam auch noch die A1 auf den Markt.

Und ich konnte theoretisch Fotos machen wie die absoluten Profis, die aber leider immer noch Jahrzehnte mehr Erfahrung haben.


- A1 mit 600/4:

Der Hammer und die Fotos wurden nicht besser. Der Overkill für mich und ich fiel in ein Loch. Ich wusste gar nicht mehr was ich wollte. Max. Bildschärfe einhergehend mit Unflexibilität oder immer die Gedanken beim 100-400er "Hätte ich nur das 600/4 dabei gehabt, dann wäre das "Der Schuss !!" gewesen.


In dieser ganzen Zeit änderte sich aber parallel auch die KI in der Software für die Bildnachbearbeitung, doch dazu später.


Kameraausrüstung zu diesem Zeitpunkt:


- Sony Alpha 1


Objektiv:


- Sony FE 600 mm F4 GM OSS

- Sony 100-400 GM


Stative und Zubehör:


- BENRO Mach3 Series4 - TMA47AL

- Leofoto Ranger LS-223C

- Gimbal Benro GH2

- Rollei T3S MarkII



Welche Kombinationen verwende ich jetzt ?


- Sony Alpha 1

- Sony 100-400 GM

- BENRO Mach3 Series4 - TMA47AL (wird grade durch ein leichtes 1,2kg Stativ ersetzt)

- Leofoto Ranger LS-223C

- Rollei T3S MarkII


Software:

- Topaz DeNoise AI

- Topaz Gigapixel AI



Was verstehe ich unter Bildbearbeitung und KI:


Ist nicht jedes *.jpg oder HEIF Format OOC (Out of Cam) bereits eine Bildbearbeitung mit künstlicher Intelligenz, sei es aus dem Handy, einer DSLR oder einer DSLM ?

Somit ist für mich jedes RAW welches angefasst wurde, egal von welchem Programm für mich Bildbearbeitung von künstlicher Intelligenz unterstützt.

Somit sind die Tools von DXO, Topaz und anderen Herstellern nur logische Weiterentwicklungen dieser Form der Bildbearbeitung und verändern die Wirkung und die Aussagekraft eines selbst gemachten Fotos in keinster Weise, wenn man nicht Dinge hinzufügt oder wegretuschiert.


Vergleiche zwischen Highend von früher zum aktuellen System:


Highend: A1 mit 600/4 und SEL14TC (auf Gimbal fixiert)

Aktuelles System: A1 mit 100-400 und SEL14TC (Freihand)


Die Fotos wurden vom gleichen Ansitzpunkt aus und in gleicher Entfernung aufgenommen. Das erste in 2022 (840mm/5.6) und das unterste in 2023 (560mm/8).


Nein, es ist kein Ziegelmauervergleich, sondern reales Wildlife und mal ganz ehrlich, wer hätte ohne die obige Info den Unterschied erkannt ?


Beide Fotos findet ihr auch in besserer Auflösung in den Alben.


Auflösungsvergleiche 600/4 zu 100-400GM (der Wendepunkt !):


Der Wendepunkt und der endgültige Zweifel an der Festbrennweite war der Tag, an dem ich mal wieder "nur" das 100-400 dabei hatte und ein Fotokumpel mit dem 600/4 am Start war.

Der Frust war zunächst groß.

Saß da doch ein wunderschöner junger Kranich und ließ uns bei bestem Licht einige Aufnahme von ihm machen. Vor Ort war ich wieder mal von der Qualität des Zooms überzeugt, soweit ich das im Sucher beurteilen konnte. Am Abend noch immer dem 600er hinterhertrauernd fragte ich meinen Fotokollegen, ob er nicht mal sein bestes RAW von diesem Tag zusenden könnte. Ich wollte doch einmal direkt vergleichen, denn so eine Chance hat man nicht zweimal im Leben. Wer hat schon zur gleichen Zeit 2 komplette Systeme parat.


Die Ergebnisse erstaunten mich dann aber doch.


Beides RAW (OCC) mit exakt den gleichen Einstellungen (ungeschärft)


Rechts: 560mm, f8, 1/2000s, ISO 1000

Links: 840mm, f5.6, 1/1600s, ISO 500

jeweils ein 200% Crop.


Wenn man dann sieht, wie weit er weg war und was mit Bildbearbeitung heute funktioniert, frage ich mich wirklich, ob denn eine Festbrennweite in der heutigen Zeit überhaupt noch sinnvoll ist.

Mit dieser Qualität sind Drucke in DIN A2 bzw. DIN A1 locker möglich.

3000 Pixel an der langen Kante !


Aber kommen wir doch mal zu der Paradedisziplin der Festbrennweite.

BIF (Birds in Flight) !

Für diese Herausforderung waren die Festbrennweiten, doch immer die erste Wahl.


- Feinste Auflösung auf langer Distanz

- Bester AF

- Treffsicherheit


Und heutzutage ?

Mit einer Kamera mit TOP-AF und hoher Auflösung kann man unterstützt von einem großem Bildwinkel, der das Objekt sicher im Sucher halten lässt, richtig gut BIF betreiben.

Und die Fotos sind klar und detailreich.


Ausgangsfoto mit Brennweite 560mm; ISO 800; 1/2500s (also mit Telekonverter):


Nachbearbeitet mit 5466 Pixel an der langen Kante !


Und nun zum Übertreiben eine 400% Ansicht dieser Szene, was im Druck und in der Realität ja ziemlich abwegig ist.



Bleibt jetzt aber noch die Blende und Brennweite:

- 400mm/5.6 zu 600/4

- 560mm/8 zu 840mm/5.6


Also jeweils ein Gewinn von einer ganzen Blendenstufe und 1,5 facher Brennweite, was zunächst einmal viel erscheint.

Nicht mehr in Zeiten von KI.

Gigapixel AI in der neusten Version von Topaz arbeitet im Bereich bis 2facher Auflösung so detailreich, daß ein Brennweitenvorteil von 1,5 sehr gut ausgeglichen werden kann in der Nachbearbeitung und wenn man den Standpunkt passend wählt und sich im Bereich der Regler für Klarheit in der Nachbearbeitung auskennt, ist das Thema "Freistellung" auch ohne das Foto zu Maskieren auch kein Thema mehr.


Und zum Thema Freistellung und Blende habe ich im 100-400er Beitrag ja schon einige Beispiele aus der Praxis angesprochen, die ich hier nicht wieder wiederholen möchte.


Was sich also in den 2,5 Jahren, in denen ich die Festbrennweite hatte in der KI entwickelt hat ist schon als Sensationell zu bezeichnen.


Aber Achtung !


Die Objektive müssen im Bereich der Vergütung der Gläser, keine erkennbaren CA's (chromatische Aberrationen) und natürlich in der Farbwiedergabe in der obersten Liga mitspielen, damit die KI da überhaupt ihre volle Leistung bringen kann. Bildfehler zu duplizieren bringt keine Ergebnisse und die Fotos müssen an sich schon sehr sauber aufgenommen worden sein.

Fehlendes Handwerk kann man also nicht ausbügeln.


Fazit:


Ich sehe der Zukunft der KI in der Bildbearbeitung eher positiv entgegen. Es wird am Monitor nicht mehr auf das letzte Fitzelchen Schärfe im Foto ankommen, weil es einfach langweilig wird, darüber zu diskutiere, welches Foto denn in Zukunft in der 600% Ansicht am schärfsten ist. Zoomobjektive haben sich den Festbrennweiten enorm angenähert.

Es wird wieder mehr auf die Gestaltung der Fotos ankommen.

Schönes Licht, tolle Action, besondere Szenen und gestalterische Elemente werden wieder einziehen denn auch die sehr guten Zoomobjektive bieten dann für die Profis das passende Werkzeug um sich richtig austoben zu können.

Und der Amateurbereich wird mit leichtem Equipment belohnt, der die Freude am Fotografieren nur steigern kann.


In diesem Sinne.


Viel Freude weiterhin in der Natur !!



















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