Ein Einblick, was einem so vor und während eines geplanten Kurztrips widerfahren kann.
Das Wetter bei uns im Südwesten ist mal wieder Novembertypisch.
Grau in Grau und etwas Nieselregen. Wieder zu den Dommeln zu fahren, die momentan auch lieber geduckt im Schilf sitzen als sich zu zeigen, ist auch keine wirkliche Option, da es doch sehr regnerisch und windig ist.
Also sitzt man da am Rechner schaut sich draußen das Grau an und öffnet mal sporadisch die Wetterseite von Deutschland.
Oh, eine Wetterlücke zwischen Donnerstag und Samstag mit etwas Süd-Südwestwind im Norden !
Das kommt schon mal gut und man schaut sich in Ornitho.de die bekannten Plätze an und recherchiert die Sichtungen.
- Rieselfelder -> wenig los
- Ochsenmoor -> nicht wirklich
- Steinhuder Meer -> kenn ich mich nicht gut aus
Naja, prickelnd ist was anderes und schon ist der Gedanke wieder in die zweite Reihe gerückt mal eine kleine spontane Tour zu unternehmen.
Aber ich hab mich ja mit einem Luxemburger Kollegen unterhalten, der mit seiner Freundin in Holland war und ein paar Eulen gesichtet hatte.
Also ab in den Facebook-Chat und auf die schnelle ein paar Informationen ausgetauscht.
Das Gebiet konnte eingegrenzt werden aber finde mal 6 Sumpfohreulen von einer Körperlänge zwischen 25-42cm in einem Gebiet von mehreren Quadratkilometern.
Aber nur wer wagt gewinnt und ein bisschen Wandern hat noch nie geschadet.
Also wieder ins Internet und mit ein paar Pensionen telefoniert, ob sie noch was frei haben.
Eigentlich eine blöde Frage mitten im November, welcher ja nicht der Hauptreisemonat in der Saison ist. Ja, ist was frei, kein Problem.
Auf der Homepage der Pension sind auch Eulen abgebildet.
OK, vielleicht kann man da vor Ort ein bisschen mehr erfahren.
Ähh, aber da war doch noch was.
Ahhh, jetzt fällt es mir wieder ein.
Ich bin ja verheiratet und sollte vielleicht das Thema vorab doch mal während des Abtrocknens ganz kurz ansprechen. Die Freigabe kam komischerweise sofort und die Pension wurde am gleichen Tag klar gemacht.
2 Tage Übernachten müssen reichen und am Tag "0" muß dann noch Proviant eingekauft werden, Auto fit gemacht und die Ausrüstung überdacht werden.
Aber so ging es dann erst mal mit viel Vorfreude ins Bett und ich träumte süß von diesen wundervollen Vögeln, die ich hoffentlich einmal Live zu sehen bekomme:
Tag "0":
Der Vorbereitungs-, Räum-, Rumpel- und "Bloß-nix-Vergess" - Tag:
"Bloß-nix-Vergess" - Tag ?
Jo, hab es schon mal geschafft vor Ort festzustellen, daß ich den Rucksack samt Kamera vergessen hatte. Meine Frau lästert darüber noch heute
Es ist 06.00Uhr, die Katze möchte Futter und wenn ich dann eh schon auf bin, ab wieder an den Rechner. Mit nem Kaffee Wetter.com geöffnet und mich trifft der Schlag
N-NO Wind an der Nordsee mit Dauerregen ?? 3 Tage lang ?? Haben die nen Schuß ??
E-mail Konto gechecked und die Reservierungsbestätigung inkl. Frühstück und Kurtaxe ??, ich will nicht in die Kur ich will "BIRDEN", ist angekommen.
Naja, was willste machen.
Die Dommel mach ich auch bei Regen und ISO5000-6400 im Flug krieg ich nachbearbeitet, aber Sonnenuntergang, Schleierwolken, Strandnixen (oh ich schweife ab) wie in meinem Traum sind wohl erst mal dahin. Also los, Kaffee leeren, duschen, anziehen, Auto volltanken + Add-Blue + Scheibenwaschanlage + Reifendruck OK.
Bisschen Bargeld holen, denn ohne fühle ich mich nackt und das wird sich nachher noch als Glücksfall erweisen.
Jetzt die Frage der Ausrüstung.
Hehe, da schau ich bei Eric ab, denn der weiß welche Brennweite bei welchen ISO Zahlen passend ist und gehe einfach mal bei ihm etwas rumstöbern (Psst nicht weitersagen !!)
Aber im Endeffekt ist es eh egal, denn eine Eule mit 25-42cm Körperlänge kommt bestimmt nicht so weit an mich ran, daß ich mit dem 100-400er was anrichten kann.
Obwohl ein anderer Kollege, mit dem ich sprach, lamentierte von Limikolen, Kleinvögeln und anderen Vorzügen des 100-400 und außerdem muß ich ja wohl wandern und bin nicht mehr der Jüngste.
Als ich aber dann den Haufen in meinem Zimmer sah:
- Rucksack groß
- Objektivtasche zum Transport inkl. Ladegeräte, Akkus, Speicherkarten, Gurte, Sonnenblende,
- Ruchsack klein
- Sporttasche mit Unterhosen, Socken, Freizeitkleidung für den Abendball, 2 Mützen, 3 paar Handschuhe, Halstuch, Ladekabel, usw.
- 3-Bein mit Gimbal
- Einbein
- Bohnensack
- Fensterauflage fürs Auto
- 3-Bein klein für Bodennahe Aufnahmen
- Regenschutz
- dicke Jacken (einmal Nässeschutz). Poncho,
- Tarnnetz
- Isomatte
war klar es geht nur ein Objektiv mit dem Konverter mit.
Und Kleinvögeln und Limikolen kann ich auch ein anderes Mal hinterherhüpfen.
Was für abschweifende Gedanken man manchmal hat.
Hier geht es ausschließlich um Eulen ! Punkt !!
Mist, was futter ich denn überhaupt??
Also ab bei den Bäcker meines Vertrauens und erst mal ein ordentliches Brot gekauft. Brot, Käse, Salami geht immer.
Dann noch REDBULL für die Nachtfahrt von 630km (mein erstes und letztes seit über 25 Jahren da die Thermoskanne undicht ist. ).
Dazu noch ein paar Oliven, Apfelschorle, Schokolade, Erdnüsse und Prinzenrolle (tja wenn Männer einkaufen ).
Kulturbeutel hab ich nicht, bei mir kommt immer alles in einen Jutesack (trocknet auch besser !!).
OK, ich bin Startklar, also Ready to Take OFF.
Geplanter Abflug : Tag "1" -> 02.00Uhr.
Also früh ab in die Kiste -> 5 Stunden Schlaf reichen mir meist.
Wenzel. wenzel, Kurzschlafphase und um 23,30Uhr steh ich schon auf und mach mir nen Kaffee.
Frau kriegt sich nicht mehr ein vor Lachen.
Bin wohl doch etwas zu aufgeregt und mache noch ein bisschen die Mediathek an (Netflix und Sky hab ich abbestellt- äääähhh tut das hier überhaupt zur Sache?).
Toll, wie soll ich bloß den nächsten Tag durchmachen ??
Schauen wir mal.
Tag "1": Episode 1
Um 02.00 Uhr losfahren ?
Bis dahin bin ich wieder eingeschlafen also starte ich Punkt 00.00Uhr die Aktion "Besiege die Müdigkeit". Während der zweite große Kaffee vor sich hin brutzelt und nachdem die Katze mir eine mitgegeben hat, weil sie weiter gestreichelt werden will, gehe ich schon mal mit kurzer Hose und T-Shirt ans Auto die ersten Sachen einladen.
Das erfrischt im November ungemein und man kann sich aussuchen welcher Blick besser war.
Der von Nachbars Hund oder der vom Nachbarn selbst.
Moin. wohin ?
Nordsee !
Knipsen ?
Jo !
Viel Glück und zieh Dir was an !!
Zum Glück ist mein Nachbar nicht der Redseligste und hat nicht die Sittenpolizei gerufen.
Auf dem Land eh egal, die wäre erst gekommen wenn ich schon lange zurück gewesen wäre.
Im Auto das Navi voreingestellt und gemerkt, daß Opel noch etwas hinterherhinkt mit den verschiedenen Routen. Ich hatte 3 Routen zur Auswahl, die sich alle in Belgien trafen und dann gleichmäßig durch die Niederlande führten.
In der Nacht durch die Eifel ist nicht prickelnd wegen dem Wildwechsel, Belgien ist OK
aber 370 km durch die Niederlande will ich dann auch nicht, obwohl in der Nacht noch 130 gilt.
Also ab durchs Ruhrgebiet Richtung A31 über Papenburg eingestellt.
Passt !!
Jetzt ist mir aber schon sehr kalt und es geht wieder rein zum Kaffee, noch ein paar Liegestütze für den Kreislauf und ab unter die Dusche.
Katze trabt wieder ins Bett. Hat sie den Kopf geschüttelt ? Ich programmiere mein Spotify.
Durch die Nacht mit Bob Seger, Steve Winwood, Chris Rea (ich hoffe ich komme bis Christmas wieder wohlbehalten zurück), und für die Aufwachphase mit offenem Fenster Eddie666 und Judas Priest, da kann man schön laut mitgrölen.
Da oben kennt mich ja keiner.
Den Rest ins Auto, Frau geküsst, Handy verbunden, Navi an und ab.
Nach 4km bin ich auf der Autobahn und und der Tempomat steht auf 125km/h.
Es ist jetzt 01.00 Uhr und die Ankunftszeit wird mit 05.35 Uhr angegeben für 630km !!.
Opel ihr seid die Besten, wenn ihr weiter so Eure Navis programmiert, habt ihr bald das Beamen im Griff. Die Bahn ist ziemlich leer und die Rastplätze sind voll mit LKW.
Den Job sollte man etwas mehr respektieren, denn was die Jungs da unter der Woche abliefern müssen ist schon nicht sehr Familienfreundlich.
Auf einer 3 spuriegen gibt es ein Elefantenrennen von 3 LKW mit 86,87 und 88 nebeneinander, aber das holt mein Opel-Navi locker wieder raus.
Auf der Höhe von Papenburg schaue ich nach links aus dem Fenster und sehe den Sternenhimmel klar und deutlich.
Programmiert der von Opel jetzt auch Wetter.com ??
Kurz vor 06.00 Uhr bin ich in Holland, jetzt Achtung !!
Ab jetzt gilt 100-80-50, was im Dunkeln und Nassen aber ziemlich angenehm zu fahren ist.
07.00 Uhr !! Ich bin da.
Tag "1": Episode 2
Angekommen !
Das merke ich nicht nur, weil der Motor jetzt aus ist, ich am Horizont ein Leuchtfeuer sehe und die Nebelhörner höre, sondern auch an meiner Stimmung.
Ich bin physisch und psychisch genau da, wo ich hin wollte.
Es nieselt, die Sterne sind zu sehen und die Regenjacke ist Griffbereit.
Also ab die Füße vertreten, denn es ist noch Zeit bis Sonnenaufgang und zu Fuß kann man schon mal die Gegend erkunden.
Die Wetterprognose war also doch völlig falsch.
Ein leichter SW-Wind ist zu spüren und die Regenwolken sind durchlöchert von klarem Himmel. Stimmung liegt etwa bei 10+ von 10.
Nach einem Kilometer komme ich zu dem Punkt an dem die Eulen gesichtet wurden. Doch hier versperrt mir ein Gatter den Zugang und durch Googeln (der Holländer in mir ist noch nicht so ausgeprägt) kann ich entziffern, daß es sich um Privatgelände handelt.
Also hier geht es erstmal nicht weiter. -> Stimmungspegel sinkt um ein paar Prozentpunkte ist aber noch relativ solide.
Also zurück zum Auto und mal in Maps geforscht, wie man das Grundstück umgehen oder umfahren kann.
Zeit habe ich ja genug.
Es wird heller und ein schmaler Weg führt mich in Richtung eines offenen Gatters, der zu einem Deich führt.
Das Fahrzeug hinter mir lasse ich durch und sehe von weitem, wie der Fahrer oben parkt und mit seinem Hund an der Leine spazieren geht.
Ich stelle mich hinter ihn auf den Deich, genieße die Aussicht auf die Nordsee auf der sich schon viele Fischkutter und Fähren tummeln und warte, bis er zurückkommt.
Freundlich frage ich, ob ich mich hier auf Privatgrund befinde, was er verneint und mir sogar zeigt, wie ich mein Auto wegen der Eulen am besten positionieren soll.
Bitte was ??
Ich schaue in den Spiegel aber auf meiner Stirn steht nichts von Eulen geschrieben.
Mein verdutztes Gesicht betrachtet er lachend und er erwidert, daß er nur noch den Hund zu Seiner Frau bringen muß und wir uns gleich wiedersehen werden.
Aus welchem Grund auch immer habe ich das Gefühl, hier könnte ich richtig sein.
Eine 3/4h später ist er wieder da, positioniert sein Auto, macht die Scheiben runter, geht zum Kofferraum holt ein Canon 800/5.6 und ne Brotdose und Kaffee raus.
Mit gebrochenem Deutsch und English kommen wir perfekt klar und er erklärt mir, wo, wann, wie man die Eulen "relativ" nahe bekommt und wann und wo die Pinkelpause zu erfolgen hat.
Jawoll Sir !!
Es ist jetzt bereits 09.00 Uhr und die Sonne krabbelt langsam über den Deich und die Natur erwacht.
Kanadagänse sind am Himmel, Brandgänse sitzen in den Binsen, Kiebitze stapfen umher, ein Falke rüttelt, zahlreiche Möven begrüßen den Tag, ein Austernfischer !! hat sich wohl verirrt, 3-4 Uferschnepfen rufen fliegend ihr Lied, am Horizont sind mit dem Fernglas Rohrweihen zu sehen und Brachvögel fliegen umher.
Brachvögel ??
Ich war im März genau auch wegen dieser Vögel in Niedersachsen und habe nicht einen gesehen. Und hier ??
Allein der "Beifang" ist für mich schon ein Erlebnis.
Aber Eulen ??
Weit und breit keine Spur.
Also noch mal ein REDBULL geöffnet, nein weggeschmissen wird nichts, ein Brot gefuttert und das Auto schön im Innenraum runtergekühlt, da es wohl jetzt 2 Tage als Tarnversteck herhalten muß. Au wei mein Rücken.
Nach über 8h im Auto, jetzt weiter da drin rumsitzen ??
Auto als Tarnversteck wird oft immer belächelt ist aber recht genial um die Vögel nicht zu verschrecken, wenn man ein paar Regeln beachtet.
Um schöne scharfe Aufnahmen hinzubekommen, darf es am besten keinen Temperaturunterschied zwischen Innenraum und Umgebung geben, da die warme austretende Luft wie Hitzeflimmern wirkt und das Objektiv, was eine ganze Zeit auf dem Beifahrersitz verharrt ebenfalls runtergekühlt sein muß.
Aber das ist ein Thema, was in den Technikbereich gehört.
Also Wolljacke an, Mütze auf und Handschuhe parat halten, die Fensterscheiben gehen runter.
Apropos gehört !
Wie hört sich eigentlich eine Sumpfohreule an ?
Handy raus, Vogelstimmen leise aktivieren (sonst wird der Holländer noch aufgeschreckt) und sich die Stimmen einprägen für die nächsten Stunden.
Denn in den nächsten Stunden passiert genau -> NICHTS !
Tag "1": Episode 3 -> Der Falke
Boooaaahhh !
Sumpfohreulen sind ja nicht unbedingt Standorttreu und wenn nicht genügend Futter mehr vor Ort ist ziehen sie einfach weiter.
So sieht es für mich momentan aus. Nichts, weniger als Nichts, rein gar Nichts ist momentan der Stand der Dinge. Ich bin jetzt seit 12,5 Stunden im Auto und habe nen Brachvogel im Sitzen fotografiert.
Ja das ist schon schön aber den Aufwand nicht wert.
Es ist jetzt 13.30 Uhr, das Licht ein wenig grell aber etwa 100m vor mir in den Binsen sehe ich etwas.
Es fliegt, es rüttelt, es geht in den Binsen runter.
Das ist sie, die Sumpfohreule !!
Der Holländer und ich starten unsere Autos und bewegen uns langsam fahrend hintereinander Richtung der vermeindlichen Eule. Er hat sie also auch gesehen und jetzt geht es endlich los.
Gleich hab ich die ersten Fotos im Kasten, denn sonst wäre der erfahrene und ortskundige Fotograf vor mir bestimmt nicht auch gestartet.
Naja, wir scheinen wohl beide die Ferngläser über lange Zeit nicht gereinigt zu haben.
Die Eule entpuppt sich als wunderschöner Falke, der sein Revier abfliegt und sich wohl wundert, was wir hier wollen.
Wir grinsen uns aus den Autos an.
Ich sehe es positiv !! Der AF trifft, die Luft ist klar und ich habe noch nicht alle Gräten so steif, daß ich vom langen Rumsitzen das Objekt der Begierde nicht nachverfolgen kann.
Die Stimmung nähert sich aber dem Verlauf der Sonne an, die jetzt auch langsam den Sinkflug antritt. Das Auto fahre ich jetzt so ca. 50m wieder zurück und futtere noch ein Brot und einen Prinzenrollenkeks.
Das Licht entwickelt sich jetzt in Richtung "GEIL" (sorry für den Ausdruck) und ich male mir schon einen Eulentreffer in diesem Licht aus, mit Maus und Übergabe dieser in der Luft an die Eulenbraut.
Ich beginne zu fantasieren.
Ist es Schlafmangel, die Seeluft, das REDBULL, der Rücken oder der Geruch von Plastikalcantaraleder.
Tag "1": Episode 4 -> Die erste Eule
Der Falkensichtung war ja schon mal schön, aber jetzt zu den harten Fakten.
- 14.05 Uhr
- Sonnenwinkel exakt 11,81°
- Sonnenuntergang 16.20 Uhr
- Eulenfotos = 0
- Stimmungspegel 3,2 von 10
Sagen wir mal so, einen Lottoschein würde ich an diesem Tag nicht mehr ausfüllen.
Da fliegt schon wieder der Falke und mein Handy ist noch an, jedenfalls höre ich Eulenrufe.
Ne mein Handy ist nicht an und der Falke sieht so gedrungen aus.
14.05 Uhr und da ist sie:
Meine erste Sumpfohreule !!
Sie fliegt in einiger Entfernung sanft gleitend über die Binsen als ob sie die ganze Aufregung nichts angehen würde. Der Adrenalinpegel steigt, die Akkuladung wird noch mal gecheckt, der Rücken ist wieder heil und die Stimmung auf .... ??
Na, da dürft ihr aber jetzt alle mal raten !!
Der Abstand bleibt gewahrt und trotz 840mm bzw. 1260mm am 20MP APSC Crop ist das alles noch im dokumentarischen Anspruch.
14:18:
Die Sonne geht langsam in ein Orange über und die Eulen kommen näher.
Aussteigen ist jetzt wohl Todsünde und ich wäre wohl nicht der erste, dessen Knochen beim Erweitern eines Deichs irgendwann wieder auftauchen.
14.29:
Ok, ihr seid von der lustigen Truppe.
Nach 13,5h im Auto bekomme ich nun eine Sondervorstellung geboten.
14.57:
Der Hintergrund verändert durch das Licht seine Farbe und die Eulen suchen jetzt innerhalb der Binsen nach Nahrung.
Sie tauchen immer mal wieder ab und kommen dann blitzschnell wieder nach oben geschossen.
Jetzt fangen die Augen richtig an zu leuchten !!
Die Luft ist klar, das Licht perfekt und jetzt schon weiß ich, daß dieser Tag schon nicht mehr zu toppen ist.
Der Augenautofokus funktioniert wirklich prächtig bei den Sumpfohreulen.
Und um 14.58 Uhr war der Spuk auch schon wieder vorbei.
Die Eulen zogen ab und waren ab und zu am Horizont noch zu sehen.
Nein ich bin nicht mehr müde, ich brauch jetzt was zu futtern, ich brauch jetzt ein Bier und ich bin völlig aufgedreht. Also ab zur Pension.
Dort angekommen werde ich freudig erwartet.
Man zeigt mir sofort die Stube, die ich nutzen kann und wo es glaub ich 4 Sorten Bier und Kaffee umsonst gab.
Diese liegt wunderschön in einer ausgebauten Scheune.
Sportklamotten an und erst mal den Tag ausklingen lassen:
Für die Nacht ist Regen gemeldet und morgen soll es dann leicht bewölkt sein und etwas Nieselregen geben. Besser geht es wohl nicht.
Eulen im Nieselregen mit ganz anderen Lichtverhältnissen.
Der Schlaf hat mich dann doch einmal überrannt, aber morgen geht die Jagd weiter !!
Tag "2": Episode 1
01.00 Uhr in der Nacht.
Ich muß kurz das RedBull und etwas Bier wegbringen und der Regen prasselt auf mein Dachfenster.
Auf dem Rückweg noch schnell den Akku im Ladegerät wechseln (ich sollte mir echt mal ein neues 2er Ladegerät mit USB Anschluss zulegen und auf meinem Handy ist eine ungelesene WhatsApp Nachricht von meiner Frau.
Sie wünscht mir eine gute Nacht unterlegt mit einem Foto unserer Katze, die auf meiner Bettdecke schlummert. Ich soll es mir gutgehen lassen und sie freut sich auf die Fotos.
Ich werfe noch einen Blick auf meine Kamera, die auf dem Tisch auf einem Gimbal ruht, zeige ihr den Daumen nach oben (wir sind ein gutes Team) und schlafe schnell wieder ein.
06.30 Uhr:
Der Radiowecker geht an.
Ich werde von einem holländischen Sender geweckt, mit dem mir unbekannten Song von Blackbird "Build and Broken". Tolle Nummer und der Sender begleitet mich beim Duschen, Anziehen und Packen. Der Fernseher auf dem Zimmer bleibt aus, auf Nachrichten habe ich auf dieser Tour echt keine Lust und die Nachrichten im Radiowecker verstehe ich zum Glück auch nicht. Es gibt Tage, da muß man sich einfach mal eine Auszeit von der Welt nehmen um mal runterzukommen.
Ich drehe die Heizung ab, öffne das Fenster zum Lüften, da fällt mir erst der riesige Aufkleber auf der Scheibe auf.
"Don't smoke". Klar ich habe ein Nichtraucher Zimmer, aber der wahre Grund ist das wunderschöne Reetdach, dessen Verarbeitung ich mir noch kurz ansehe.
Tolle Handwerkskunst.
08.00 Uhr:
Frühstück !!
Das Fotografieren im Winter hat schon seine Vorteile.
Die Sonne steht tiefer und geht später auf, was auch für einen Frühaufsteher wie mich schon mal ungeahnte Vorteile hat. Ich bin momentan der einzige Gast und das Frühstück ist liebevoll angerichtet, ein paar Erdbeeren extra, frischer Kaffee mit Kuhmilch, ein warmes Hörnchen und ein gekochtes Ei runden die Wurst- und Käseplatten ab. Die Wirtin und ich unterhalten uns ausgiebig auf English, obwohl ich da schon seit ein paar Jahren nicht mehr richtig drin bin und erfahre, daß sie ursprünglich von Texel stammt und sich sehr gut mit der Vogel- und Tierwelt hier in der Umgebung auskennt. Neben einigen tollen Tipps, einer Karte auf der sie die besten Plätze noch einzeichnet (Kommunikation ist in der Fotografie der Schlüssel zu den besten Fotos !!) hat sie noch den leisen Wunsch, ob es wohl möglich ist, ihr ein paar Fotos für ihre neue Homepage, die sie in den nächsten Wochen erstellen will, zukommen zu lassen.
Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit sage ich ihr und mache mich auf den Weg, das Gerümpel ins Auto zu laden.
Die Regenwolken haben sich verzogen und die Sonne lacht mir bereits ins Gesicht als wolle sie mir sagen.
Auf geht's, wir haben einen langen Tag vor uns !!
Tag "2": Episode 2
Mit schon sehr guten Aufnahmen auf der Speicherkarte gehe ich heute mit ganz anderen Gedanken an die Sache ran.
Das Gebiet scheint vertraut, ich weiß, daß überhaupt noch Eulen vor Ort sind und wie sie sich Verhalten. Doch schon wieder gehen einem Szenen im Kopf herum, was man noch gerne Fotografieren möchte. Ich bremse meine Erwartungshaltung etwas und muß mir immer wieder vorsagen. "Halllooo, hättest Du vor ein paar Tagen mit solchen Aufnahmen überhaupt gerechnet ?"
Es ist wie mit dem Engelchen und dem Teufelchen auf der Schulter.
- Du musst mehr abliefern
- Du musst endlich mal mit dem Bisherigen zufrieden sein.
Also Ohren zu und durch und vor allem mehr die Luft und die Landschaft genießen.
Alles läuft wie in einem Déjà-vu ab.
Das gleiche Wetter, die gleichen Brachvögel, Kiebitze, Brandgänse und Möven.
Das Fernglas ist gereinigt von Fingerabdrücken aber es lässt sich auch so nichts anderes entdecken. Dafür fängt es an zu nieseln und mit den sehr dunklen Wolken, durch die es ab und zu die Sonne schafft gibt es eine mystische Lichtstimmung.
"Wenn durch dieses Licht jetzt eine Eule mit Maus fliegen würde..... !"
Ach lassen wir diese Spinnereien und warten einfach mal ein bisschen ab.
Das Album der Blackbirds kenne ich jetzt und erst gegen 13.00 Uhr tut sich wirklich etwas.
Eine männliche und eine weibliche Rohrweihe ziehen weit entfernt ihre Kreise im Regen, der jetzt zugenommen hat, bleiben aber auf weiter Distanz.
Das Wetter wäre auch jetzt für die Eulenfotografie zu schlecht und somit gehe ich noch mal kurz hinter den Deich.
Punkt 14.27 Uhr ist es dann so weit.
5-6 Eulen starten wie auf ein Kommando ca. 50m vor mir gleichzeitig aus den Binsen.
Sie müssen sich also dort den ganzen Tag aufgehalten haben ohne sich zu erkennen zu geben.
Das ist wirklich absolut kurios.
Das erste was ich mache sind Stoßgebete zum Himmel zu schicken.
Etwas weniger Regen, einen Hauch mehr Licht (bitte von ISO6400 Richtung ISO2500 wäre Ok -> Danke !!) Mit der Belichtungszeit gehe ich etwas höher um der ISO noch ein bisschen nachzuhelfen. Die Eulen sind nicht die aller schnellsten wenn sie frontal auf Dich zukommen und so reichen immer noch 1/2000s bis zu 1/1600s.
Das Licht wird dann plötzlich einen Touch besser und die Eule ist da.
Jetzt nicht verreißen und Feuer !!
Jackpot, knapp über dem Boden mit etwas grünem Gras stechen die gelben Augen schön aus dem Nieselregen hervor und die Gefiederfarbe auf der Oberseite ist schön zu sehen.
Das ist mein Stil und ich habe angefangen Motive bei diesem Licht zu lieben.
Aber auch mit einer anderen Flügelhaltung gefällt es mir noch sehr sehr gut.
Mit einer Pixelanzahl an der langen Kante von 5600 ist es auch noch gut für einen schönen A2 Druck in meinem Zimmer.
Die Eule hat sich nach diesem Treffer aber jetzt auch mal eine Rast verdient und setzt sich in die Wiese.
14.51 Uhr (noch 1,5h bis Sonnenuntergang)
Mein Nieselfoto habe ich im Kasten und die Sonne gibt jetzt wieder alles.
Mit letzter Kraft reißt sie noch mal für mich den Himmel auf und knallt mir ein Licht hin, was mich fast sprachlos zurücklässt.
Und eine andere Eule gibt mir noch eine letzte Chance auf ein paar Treffer.
Boooommmm !!
Noch ein Vorbeiflug und die Show ist Punkt 15.01 Uhr wieder vorbei.
Jetzt erst mal sammeln und durchatmen, denn diese Eindrücke waren nochmals eine Spur intensiver als gestern. Ich weiß jetzt warum genau das mein Hobby ist.
Ich vertrete mir die Beine, setze mich erst mal in den Kofferraum des Kombis, trinke nen großen Schluck Schorle und sehe der Sonne zu, wie sie sich von diesem Tag verabschiedet.
Unfassbar, was für ein Glück ich heute wieder hatte.
Zwar kommt das Teufelchen jetzt wieder kurz auf meine Schulter und flüstert was von "mit Maus" aber ich schnipse es mit dem rechten Mittelfinger gelangweilt von der Schulter, weil meine Gefühlslage nicht mehr zu toppen ist.
In der Pension wartet ein Absacker auf mich dem ich jetzt pfeifend entgegensteuere.
Tag "2+3":
Es ist schon dunkel, als ich an der Pension ankomme.
Ich bringe die Ausrüstung nach oben, sichere die Speicherkarte, reinige die Frontlinse und die Kamera und lasse alles bei offenem Fenster akklimatisieren.
Eigentlich wollte ich Essen gehen, aber so alleine macht mir das keinen richtigen Spaß.
Aber ich bin ja auch nicht zum Spaß hier.
Ich genieße beim Essen immer die Anwesenheit anderer Menschen und somit wird es wieder ein "Hasenbrotabendmahl" auf dem Zimmer und ein Absacker in der Stube bei der Lektüre einiger Touristeninfos. Und außerdem ist an so einem richtigen Brot vom ländlichen Bäcker halt noch was dran. Bier auf, Musik an, Chat geöffnet und mit Fotokollegen, mit denen ich schon öfters auf Tour war wird schon mal ein bisschen vorgeplant für den März in dieser Gegend.
Die Informationen von mir und meinem Luxemburger Kollegen werfen wir zusammen und es scheint, wenn jeder Urlaub bekommt, ein Projekt Richtung Seeadler.
Ich würde den Jungs noch gerne ein paar JPG's von den letzten beiden Tagen zukommen lassen, schaffe es aber nicht, eine RAW-Datei aus der Kamera über Imaging Edge Mobile in ein JPG auf dem Handy zu wandeln. Also knipse ich Oldschool mit dem Handy das Display ab.
Jaja die Technik.
So, die Eulen kommen also Nachmittags, das Wetterradar sieht drehenden böigen Wind voraus und durchgängig Regen. Der Entschluss ist gefasst und ich werde morgen früh nach ausgiebigen Frühstück abreisen, denn die Chancen auf weitere Fotos sinken fast gegen Null.
Schlafen Frühstück, Packen, Tschööö sagen und den Ablauf für die nächste Buchung klären.
Bezahlt wird dann in Zukunft per Überweisung, weil nur Cash oder Überweisung möglich ist.
Man sollte Buchungsbestätigungen vollständig lesen bevor man abreist und zum Glück kann ich ja Cash bezahlen.
Meine Route wähle ich bewusst teilweise über Land, um mir noch ein Bild von einigen Grachten in der ländlichen Region zu machen.
An den Landstraßen gibt es neben den Grachten nämlich viele Parkbuchten, die es ermöglichen aus dem Auto viele Vögel (Greife, etc.) zu beobachten und zu fotografieren.
Um 16.00Uhr komme ich dank einer langen Rückreise quer durch die Niederlande noch im Hellen gut Zuhause an und werde freudig von Frau und Katze erwartet.
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